Umweltschutz ist glücklicherweise kein Nischenthema für Nerds mehr. Das äußert sich auch darin, dass bei der Planung von Wärmepumpen und Kaltwassersätzen das zu verwendende Kältemittel eine wichtige Rolle eingenommen hat. Der Umwelteinfluss von Energieträgern ist unbestritten groß. Natürliche Kältemittel haben die beiden großen Vorteile, einfacher verfügbar und umweltfreundlicher zu sein. Als Nachteile gelten höhere Investitionskosten und ein größerer Planungsaufwand. Nicht nur bei öffentlichen Gebäuden kommt immer öfter Propan als Kältemittel zum Einsatz. Was ist wichtig, wenn wir Wärmepumpen und Kaltwassersätze mit R290 einsetzen?
Was ist das Kältemittel Propan?
Im Gegensatz zu synthetisch hergestellten Kältemitteln wie R32 kommt Propan in der Natur auch ohne menschliches Zutun vor. Wo aus Kohlenwasserstoffen in langen Zeiträumen Erdöl oder Butan entsteht, finden wir beispielsweise auch Propan.
Welches Kältemittel in Wärmepumpen oder Kaltwassersätzen genutzt wird, ist eine wichtige Entscheidung. Weil die Kältemittel sehr unterschiedliche Eigenschaften haben, beeinflussen sie die Kosten, den Einsatzbereich und den Energieverbrauch einer Anlage. Vergleicht man die Eigenschaften von Propan mit anderen Kältemitteln, fällt hauptsächlich auf, dass es
- eine niedriges globales Erwärmungspotential (GWP = 0,02) und
- kein Ozonabbaupotential (ODP = 0) hat sowie
- hochentzündlich und gering toxisch (Sicherheitsklasse A3) ist.
Warum überhaupt Propan einsetzen?
Seine Eigenschaften als Kältemittel ähneln denen des synthetischen Kältemittels R22, sein Temperaturverhalten ist mit dem von R134a vergleichbar. Beispiel: Propan setzt Swegon im Kühlfall energieeffizient für Vorlauftemperaturen zwischen -10 °C und +18 °C ein.
Die europäische F-Gase-Verordnung soll besonders umweltschädliche Kältemittel nach und nach aus der Verwendung drängen. Dafür (1) verbietet sie bestimmte Kältemittel bereits, andere dürfen (2) nicht mehr in neue Anlagen eingebracht oder die Verwendung bestimmter Kältemittel (3) muss aufwändig gemeldet werden. Mit der Novellierung der F-Gase-Verordnung (Verordnung (EU) Nr. 2024/573), die am 11. März 2024 in Kraft getreten ist, sind die Phase-down-Vorgaben nochmals verschärft worden: Es werden ab 2027 und 2030 weitere Beschränkungen gelten, um den Ausstieg aus den F-Gasen (2050) zu beschleunigen. Langfristig gesehen werden nur noch Kältemittel mit einem GWP unter 150 (wirtschaftlich) zukunftssicher sein. Warum ist dies für die Verwendung von Propan wichtig? Zu den F-Gasen gehören alle FKW (vollfluorierte Kohlenwasserstoffe) und HFKW (teilfluorierte Kohlenwasserstoffe). Das Kältemittel R290 ist wie R717 (NH3) und R744 (CO2) kein F-Gas, es ist also weder vom Phase-down noch von den Verboten betroffen. Es hat einen sehr geringen Umwelteinfluss (GWP = 0,02, ODP = 0).
Exkurs: Was ist GWP, ODP, TEWI?
GWP = Global Warming Potential, die Referenzgröße CO2 hat einen GWP von 1
ODP = Ozone Depletion Potential (Ozonabbaupotential), Referenzgröße Trifluormethan hat einen ODP von 1
TEWI = Total equivalent warming impact (direkter + indirekter Treibhauseffekt)
Beispiele (Mehr Informationen zu TEWI in einem separaten Blogbeitrag)
Wirtschaftlichkeit
Wie wirtschaftlich eine Wärmepumpe oder Kaltwassersatz ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Die Hauptrollen spielen
- Anfangsinvestition und Förderung
- Planungs- und Installationsaufwand
- Betriebskosten
Anfangsinvestition
R290-Geräte müssen höhere Sicherheitsstandards erfüllen, was zu teureren Komponenten führt. Also ist der Herstellerpreis einer Propananlage höher, als der einer Anlage mit beispielsweise R32. Jedoch profitieren umweltfreundlichere Anlagen auch von höheren Förderungen – für die aktuellen Förderungen empfiehlt sich ein Blick auf die entsprechenden Seiten des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle.
Planung, Installation und Betrieb
Die Anlagen- und Betriebssicherheit spielt nicht nur bei Planungen mit Propan-Anlagen eine zentrale Rolle. Aufstellflächen, Kältemittelmengen, Zugänge, Abstände etc. sind bei jeder Planung eines Kaltwassersatzes bzw. einer Wärmepumpe wichtig. Die Hauptvorgaben liefern DIN EN378, DIN EN 60079-14 und die Betriebssicherheitsverordnung (2009/104/EG).
Besondere Anlagenkomponenten
Weil das Kältemittel Propan die Sicherheitsklasse A3 aufweist, muss der Anlagenhersteller bestimmte Sicherheitsvorkehrungen treffen. Beispielsweise muss die Elektrik separiert ausgeführt sein, um Zündquellen zu vermeiden, oder Leckagesensoren die Anlage abschalten und eine Entlüftung einleiten können.
Aufstellungshinweise bei Propan-Wärmepumpen
Die Aufstellungsplanung folgt der DIN EN 378 bzw. VDMA 24020. Mittels EN378 Teil 1 sind Zugangsbereiche und Aufstellorte je nach Sicherheitsklasse des verwendeten Kältemittels zu ermitteln. Ebenfalls einzuhalten sind Abstände, Ablaufsicherungen, Beschilderung und Schutzmaßnahmen (Wie zum Beispiel Ramm – bzw. Anfahrschutz). Bei Propananlagen führt dies in den meisten Planungen zur Außenaufstellung mit einem Zugangsbereich, zu dem nur befugte Personen Zutritt haben.
Betrieb und Pflichten des Betreibers
Der Betrieb einer Propan-Wärmepumpe ist nicht aufwändiger als der einer Wärmepumpe mit synthetischem Kältemittel. Man kann sogar davon ausgehen, dass die Beschaffung und Verfügbarkeit einfacher als bei synthetischen Kältemitteln ist, weil alle F-Gase zunehmend verknappt werden und Beschränkungen beim Inverkehrbringen unterliegen.
Zu den Aufgaben des Anlagebetreibers gehört eine Gefährdungsbeurteilung durch eine sicherheitstechnische Begutachtung eines unabhängigen Sachverständigen. Zudem sichert der Betreiber den bestimmungsgemäßen und sicheren Betrieb der Anlage durch regelmäßige Wartungen mittels Fachpersonal.
Fazit
Vor der Planung einer R290-Wärmepumpe muss niemand Angst haben. Der geringe Umwelteinfluss des Kältemittels und die hohen Fördersummen machen sie sogar besonders interessant. Mit dem richtigen Industriepartner und unter Beachtung der relevanten Richtlinien ist die Planung, die Installation und der Betrieb solcher Anlagen ökologisch und ökonomisch attraktiv. Und mit einer ordentlichen Gefährdungsbeurteilung und unter Berücksichtigung der Sicherheitsvorschriften ist der Betrieb auch sicher.
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