Schüler und Lehrer in Bildungseinrichtungen müssen ein gesundes Raumklima vorfinden, das strategisches Denken, Produktivität und Wohlbefinden fördert. Warum Fensterlüftung hierfür keine Lösung ist und inwiefern Schweden eine Vorbildfunktion für Deutschland hinsichtlich Gesundheitsprävention haben könnte, erläutert dieser Beitrag.
Schweden als Vorbild
Aus Gründen der Sparsamkeit wird die Notwendigkeit lüftungstechnischer Anlagen in deutschen Schulen immer noch in Frage gestellt – alle Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie über den Nutzen von Lüftungstechnik scheinen wieder vergessen. Ein Beleg dafür: Bei der Fachtagung „Innenraumluft 2024“ des Umweltbundesamtes (UBA) mit dem Ausschuss für Innenraumrichtwerte (AIR) und der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute (AGÖF) wurde über ein Pilotprojekt („Gute Luft für besseres Lernen“) an Schulen in München berichtet, das der Optimierung der Fensterlüftung (!) durch Echtzeitüberwachung der Raumluftqualität dienen sollte. Dabei ist die Erkenntnis nicht neu, dass diese Art der Lüftung in vielerlei Hinsicht ineffizient und nicht zielführend ist – vorausgesetzt, das Ziel besteht darin, für ein gesundes und angenehmes Klima in den Klassenräumen zu sorgen. Fensterlüftung ist nicht nur energetisch ineffizient, sie trägt auch dazu bei, dass Schadstoffe und Allergene in die Räume gelangen, und sie steht in keinerlei Bezug zu dem jeweiligen Bedarf, der von der Art der Raumnutzung und der Anzahl der Personen abhängt. Dies sollte Corona uns gelehrt haben.
Im Gegensatz zur Fensterlüftung kann mechanische, ventilatorgestützte Lüftungstechnik über Wärmerückgewinnung bis zu 92 % der Energie zurückgewinnen, die durch reine Fensterlüftung verloren gehen würde. In jedem Fall bietet sie die Möglichkeit, nicht nur vorgegebene Werte einzuhalten, sondern auch das persönliche Behaglichkeitsempfinden zu berücksichtigen. Welche Schüler frieren schon gerne im Winter bei offenem Fenster? Das folgende Beispiel soll zeigen, wie das Ziel „gute Luftqualität und Behaglichkeit der Raumnutzer“ erreicht werden kann.
Vorteile der ventilatorgestützten Lüftung
Um die Bedeutung der Schullüftung für die Gesundheit und das Wohlbefinden genauer in den Blick zu nehmen, hat die Swegon Group AB, Västra Frölundra/Schweden, 2024 in Zusammenarbeit mit dem schwedischen Asthma- und Allergieverband („Astma och Allergiförbundet“), Stockholm, eine Schulkampagne gestartet, die mehrere Initiativen umfasste. Eine dieser Initiativen war eine Umfrage unter 500 Lehrkräften in ganz Schweden zu ihrer Wahrnehmung der Luftqualität. Im Anschluss an die Umfrage haben Andreas Örje Wellstam, CEO der Swegon Group, und die Verbandsvorsitzende Mikaela Odemyr gemeinsam ein Diskussionspapier verfasst (Titel: „Ohne Belüftung: Schulen belasten Allergiker”). In dem Meinungsartikel ziehen sie den Schluss, dass gerade für Pollenallergiker eine ordnungsgemäße Belüftung für ein gesundes Klima unabdingbar ist.
In der Umfrage wurden die Lehrer auch gefragt, ob sie daran interessiert sind, die Luftqualität in ihren Klassenräumen messen und analysieren zu lassen. Dies stieß auf riesige Zustimmung. Daraufhin hat Swegon zunächst in 25 Schulen, die über ein Lüftungssystem verfügen, Sensoren installiert und eine Feedback-Funktion über ein Display eingeführt. Um die Schüler für das Vorhaben zu motivieren, wurde für die Kampagne ein spezielles Display mit Smileys und leicht verständlichen Informationen entworfen.
Die Datenerfassung läuft zurzeit noch, aber die Haupttrends sind bereits erkennbar. Bisher waren keine Anzeichen dafür zu erkennen, dass es Probleme mit Pollen oder Schadstoffen in der Luft gibt: Der Feinstaubwert PM2,5 blieb praktisch die gesamte Zeit unterhalb des Schwellenwerts; auch der CO2-Gehalt der Luft war in den meisten Schulen ausgezeichnet (s. Abbildung 1). Das zeigt zum einen, dass die mechanische, ventilatorgestützte Lüftung – neben dem Aspekt der Energieeffizienz – im gesundheitlichen Bereich der Fensterlüftung deutlich überlegen ist. Zum anderen heben die bisherigen Ergebnisse einen weiteren Aspekt deutlich hervor: den Faktor Mensch. In der Umfrage waren neben Aussagen zum thermischen Empfinden (60 % fanden die Schule gelegentlich zu warm; 59 % fanden es gelegentlich zu kalt) auch solche Einschätzungen vertreten: 85 % der Lehrer glauben, dass das Raumklima manchmal, ziemlich oft oder oft ihre Leistung beeinträchtigt; in Bezug auf ihre Schüler glauben dies 87 % der Lehrer. Wie ist das zu verstehen?
Die Erklärung ergibt sich aus einem weiteren Beispiel aus Schweden: Der Schulneubau „Viktoriaskolan“ im südschwedischen Skara war erst wenige Jahre alt und verfügte über eine bedarfsgeregelte Lüftung (DCV). Die 600 Schüler und Lehrkräfte waren jedoch mit dem Raumklima nicht zufrieden. Analysen zeigten, dass alle Parameter des Innenraumklimas gut waren, was zu der Erkenntnis führte, dass Zugluft, direkte Erwärmung durch Sonnenlicht oder die persönliche Wahrnehmung von Schülern und Lehrern zu einer negativen Bewertung des Innenraumklimas führten. Nach der Installation eines digitalen Monitoringtools („Swegon Inside“) und der Feinjustierung der Regelung gingen die Beschwerden um 85 % zurück.
Situation in Deutschland
In Schweden muss ein Gebäude gemäß Planungs- und Baugesetz (2010:900), Kapitel 8, Abschnitt 4 über bestimmte technische Merkmale verfügen (Originaltext: Schwedisches Gesetzbuch). Die Anforderungen (gesetzlich zulässige Schadstoffwerte, Vorgabe zu gefilterter Luft, Energieeffizienz) sind über ein natürliches Belüftungssystem kaum zu erfüllen, daher dominiert seit vielen Jahren die mechanische Lüftung den Markt. In Deutschland sieht die Situation ganz anders aus.
Nach Angaben des UBA von 2021 sind bisher nur rund 10 % der Schulen in Deutschland mit einem Lüftungssystem ausgestattet. Was bedeutet das also für Lehrer und Schüler? Laut dem Verband Pneumologischer Kliniken, Stuttgart, erkranken in Deutschland etwa 10 bis 15 % der Kinder und etwa 5 bis 7 % der Erwachsenen an Asthma – das sind rund 8 Millionen Menschen. Vor allem Kinder sind betroffen – Asthma bronchiale ist die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Etwa jedes achte Kind unter zehn Jahren und jedes zehnte Kind unter 15 Jahren leidet in Deutschland unter Asthma. Laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVJK), Köln, sind etwa 16 % der deutschen Bevölkerung und etwa 9 % der Kinder in Deutschland von Pollenallergie betroffen – mit steigender Tendenz. Das Erkrankungsrisiko steigt zudem mit dem Alter. Unter den 3- bis 6-Jährigen sind nur knapp 5 % der Kinder betroffen, unter den 7- bis 10-Jährigen bereits rund 11 % und unter den 14- bis 17-Jährigen etwa 18 %.
Mit anderen Worten: In Bezug auf Leistungsfähigkeit, Konzentration und Wohlbefinden würde jeder Lehrende und Lernende von einer mechanischen, ventilatorgestützten Belüftung profitieren.
Fazit
Solange es in Deutschland keine gesetzlichen Vorgaben für eine mechanische Lüftung gibt und man die Maßnahmen dafür nicht als notwendige Investition in die Zukunft betrachtet, werden Leistungsfähigkeit und Gesundheit von Schülern und Lehrern auf eine harte Probe gestellt. Eine Investition in ein gutes Raumklima ist eine Investition in niedrigere Gesundheitskosten, weniger Krankenstand, höhere Produktivität und bessere schulische Ergebnisse. Es gibt in der Branche genügend Anbieter guter Lüftungstechnik und zahlreiche Beispiele für funktionierende Systeme. DAS sollte Schule machen!
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