Die Planung von Raumklimalösungen für moderne Gebäude ist ein Balanceakt zwischen Parametern wie Energieeffizienz, Akustik, architektonischer Integration und Nachhaltigkeit. Jede Designentscheidung beeinflusst nicht nur die technische Leistung, sondern auch den Komfort und das Wohlbefinden der Menschen im Inneren. In diesem Artikel teilt unser Experte Jan Scheuring, Leiter Produktmanagement Klimadecken bei Swegon, seine Expertise darüber, wie passive Klimasegel-Systeme die Herausforderungen von Branchenexperten effektiv lösen können.
Die Parameter, die ein Architekt oder Berater bei der Planung von Lüftung, Heizung und Klimatisierung (HLK) für ein Gebäude berücksichtigen muss, sind vielfältig. Der erste und oft entscheidende Faktor ist, ob es sich um einen Neubau oder eine Sanierung handelt. Von dort aus müssen Energieeffizienzziele, Deckenabdeckung und akustische Anforderungen parallel zu Entscheidungen über Flexibilität bei Installation und Planung, Innenarchitektur und Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Die Suche nach geeigneten Lösungen für ein angenehmes Raumklima gleicht dabei manchmal der sprichwörtlichen Suche nach der Nadel im Heuhaufen.
Nehmen wir zum Beispiel die Energieeffizienz im Sinne der Temperaturregelung: Thermisch aktive Bauteilsysteme (TABS) bieten klare Vorteile, indem sie die Betonstruktur des Gebäudes zur Energiespeicherung nutzen. In der Praxis zeigt sich jedoch oft, dass akustische Anforderungen übersehen werden, wenn der Betonkern einer Decke zur Temperaturregelung eingesetzt wird. Zudem kann die Nutzung der Betondecke als Heiz- und Kühlquelle bedeuten, dass die Decke abgedeckt wird und dass die HLK-Installation Kompromisse bei Beleuchtung, Sprinkleranlagen und/oder Sensoren erzwingt. Auch ästhetische Bedenken können eine Rolle spielen, da eine Betondecke kühl oder kahl wirken oder mit den Farbkonzepten der Innenarchitekten oder den Branding-Vorgaben der Mieter kollidieren kann.
Doch lassen Sie uns die Klimadecken – und insbesondere passive Klimasegel-Systeme – erläutern. Diese Lösungen berücksichtigen sowohl Energieeffizienz als auch Akustik und bieten gleichzeitig flexible Installationsmöglichkeiten, Gestaltungsfreiheit sowie wirtschaftliche und ökologische Vorteile.
Thermisch wirksam – auch bei abgehängten Decken
Der thermische Wirkmechanismus passiver Klimasegel-Systeme basiert auf dem Prinzip der Strahlungsheizung und -kühlung. Im Heizbetrieb nehmen die Segel die vom Beton abgegebene Wärmeenergie auf und geben sie in den Raum ab. Im Kühlbetrieb absorbieren die Segel die Wärme aus dem Raum und leiten sie an die Betondecke weiter.
Trotz einer abgehängten Konstruktion mit passiven Klimasegeln werden bis zu 94 % der thermischen Leistung erhalten – und das bei nur 40–60 % Deckenabdeckung. Dies stellt sicher, dass die thermische Aktivität der Betondecke nahezu vollständig nutzbar bleibt. Passive Klimasegel-Systeme erfüllen somit die zentrale Anforderung moderner TABS-Systeme: überzeugende Energieeffizienz.
Raumakustik auf höchstem Niveau
Passive Klimasegel-Systeme sind besonders wirksam in Bezug auf akustische Leistung. Mit einem bewerteten Schallabsorptionsgrad von bis zu αw = 1,00 (EN ISO 11654) erreichen sie die Schallabsorptionsklasse A. Die Leistung ist im Sprachfrequenzbereich zwischen 500 Hz und 2000 Hz bemerkenswert stark – ideal also für ruhige Umgebungen wie Großraumbüros, Bildungseinrichtungen oder Besprechungsräume.
Die akustischen Eigenschaften basieren auf einer Kombination aus:
- perforierten Blechoberflächen
- Aluminiumprofil-Energieüberträgern
- akustisch wirksamem Vlies
- Dämmeinlagen aus Mineralwolle oder Polyesterfasern
Flexible Installation, einfache Nachrüstung
Neben der technischen Funktionalität bieten diese Deckensysteme ein hohes Maß an Flexibilität bei Planung und Installation. Sie sind sowohl für Neubauten als auch für Sanierungen geeignet – eine zunehmend wichtige Anforderung im Zusammenhang mit energieeffizienten Gebäudesanierungen.
Für die Montage werden Drahtseile oder Gewindestangen verwendet. Sie sind für verstellbare Montagehöhen zwischen 60 und 500 mm entwickelt, ohne die thermische Leistung negativ zu beeinflussen. Die Decke bleibt unbedeckt und somit strahlungsaktiv – eine Voraussetzung für eine wirksame Betonkernaktivierung.
Gestaltungsfreiheit für attraktive Innenarchitektur
Aus gestalterischer Sicht bieten die Segel vielseitige Optionen, darunter unterschiedliche Kantenprofile (45°, 60° oder 90°), Sonderformate und kundenspezifische Perforationen. Die Oberflächen werden standardmäßig pulverbeschichtet in RAL 9010 ausgeführt, es können jedoch auch Sonderfarben und/oder digital bedruckte Designs spezifiziert werden. Zudem lassen sich technische Komponenten wie Beleuchtung, Sprinkleranlagen und Sensoren integrieren – und unterstützen damit sowohl funktionale als auch innenarchitektonische Anforderungen.
Umweltvorteile
Passive Klimasegel-Systeme sind nicht nur leistungsstark, sondern auch nachhaltig konzipiert. Die verwendeten Materialien – wie verzinkter oder pulverbeschichteter Stahl – können aus CO₂-reduziertem Stahl hergestellt werden. Aluminiumprofile und Dämmmaterialien sind vollständig recycelbar und erfüllen die Anforderungen der Baustoffklasse A2-s1, d0 nach EN 13501-1, bzw. B-s1, d0 für Polyesterfaserdämmung. Nach der Installation erfordert das System nur minimalen Wartungsaufwand – praktisch und umweltfreundlich, da kein zusätzliches Material über die Herstellung hinaus benötigt wird.
Zu guter Letzt
Unser passives Klimasegel trägt den Namen AKUSTIKTHERM. Es wird – zusammen mit allen unseren anderen Klimadecken-Systemen – in unserem neu erweiterten Werk in Heppenheim, Deutschland, gefertigt. Diese Produktionsstätte vereint Fachwissen, Effizienz und Nachhaltigkeit. Mit der Erweiterung der Produktionsfläche werden nun alle Klimadecken-Systeme von Swegon unter einem Dach produziert. Gleichzeitig sind wir stolz darauf, unsere Präsenz in den lokalen Märkten fortzuführen und unseren Kunden nah zu bleiben.
Erfahren Sie hier mehr über unseren Standort in Heppenheim.