Eine der wichtigsten Lösungen, um den Klima-Fußabdruck im Immobiliensektor zu reduzieren, ist die Wiederverwendung vorhandener Produkte. In der Baubranche ist der Markt für gebrauchte Produkte jedoch noch recht klein, und die Wiederverwendung steckt noch in den Kinderschuhen, da sie noch nicht in industriellem Maßstab erfolgt. Um das zu ändern, werden neue Industriestandards benötigt, die auf die Wiederverwendung von technischen Anlagen mit hohem Umsatz zugeschnitten sind. In diesem Blogbeitrag stellt Mikael Börjesson, Director Sustainability & External Relations bei Swegon, die Initiativen von Swegon zur Förderung dieser Entwicklung vor.
Ein gebrauchtes Produkt ist etwas, das in seinem jetzigen Zustand benutzt, verkauft oder verschenkt wurde und sich nun in den Händen eines neuen Nutzers befindet. Ein gebrauchtes Produkt ist z. B. ein Kleidungsstück oder ein Möbelstück, das noch voll funktionsfähig ist. Zum Spektrum der Wiederverwendung gehört auch Second-Hand, ein Produktkonzept, das mit dem zunehmenden Fokus der Gesellschaft auf Nachhaltigkeit an Bedeutung gewonnen hat. Bleiben wir bei der Modeindustrie als Beispiel: Hier gibt es auch Vintage-Shopping und Flohmarktfunde, die sowohl modern als auch trendy sind.
Wiederverwendung schafft neue Werte
Bei technischen Produkten ist die Unsicherheit, vielleicht sogar die Skepsis, oft größer als bei der Verwendung eines gebrauchten Hemdes oder eines Küchentisches. Die Funktionalität eines Mobiltelefons oder eines Haushaltsgeräts hat sich im Laufe der Nutzung durch den Erstbesitzer wahrscheinlich verschlechtert, was einen potenziellen Zweitnutzer möglicherweise zögern lässt. Durch ein Aufarbeiten, also eine Aktualisierung des Produkts, kann die Wiederverwendung dieses Problem bis zu einem gewissen Grad lösen. So kann beispielsweise eine Jacke in eine Tasche umgewandelt oder ein Stuhl neu gestrichen und neu gepolstert werden.
Die Unterscheidung zwischen gebraucht und wiederverwendet lässt sich auch auf das Baugewerbe anwenden. Stellen Sie sich vor, eine ältere Wohnung wird renoviert und die Türen sind noch in gutem Zustand. Wenn diese Türen versetzt und in einem neuen Gebäude eingebaut werden, gelten sie als gebraucht. Wenn sie abgeschliffen und gestrichen und vielleicht mit neuen Schlössern versehen werden, gelten sie als wiederverwendet – sie haben einen neuen Wert erhalten. Dies ist im größeren Kontext der Kreislaufwirtschaft von Bedeutung. Eine Kreislaufwirtschaft wird als regeneratives System verstanden, in dem Ressourceneinsatz und Abfallproduktion sowie Emissionen und Energieverschwendung durch verschiedene Maßnahmen minimiert werden. Die Wiederverwendung ist eine dieser Maßnahmen, die dazu beiträgt, den Wert der Ressourcen in jeder Lebenszyklusphase eines Produkts zu maximieren.
Das Gegenteil einer Kreislaufwirtschaft ist das traditionelle lineare Modell, bei dem ein Produkt hergestellt, verwendet und entsorgt wird. Wenn der Produktlebenszyklus stattdessen geschlossen wird, werden die Umweltauswirkungen verringert, die Ressourceneffizienz erhöht, wirtschaftliche Einsparungen erzielt – und oft entstehen dabei innovative Lösungen. In einer Kreislaufwirtschaft werden Produkte – manchmal sogar schon im Prototypenstadium – mit Blick auf Wiederverwendung und Recycling entwickelt. Dieser Ansatz konzentriert sich auf Reparatur, Renovierung, Wiederverwendung und Recycling, um die Lebensdauer des Produkts zu verlängern und letztlich die Abhängigkeit von begrenzten oder umweltschädlichen Ressourcen zu verringern.
Wiederverwendung hat eigene Anforderungen
Es besteht eine Nachfrage nach wiederverwendeten Produkten in technischen Anlagen, und angesichts der Tatsache, dass etwa 20 % der weltweiten Kohlendioxidemissionen mit dem Bauwesen verbunden sind, gibt es ein deutliches Potenzial, mit erfolgreichen Wiederverwendungsprozessen einen erheblichen Beitrag zu leisten.
Ein paar Beispiele aus unserem Geschäftsalltag: Lüftungsgeräte und Luftauslässe werden hauptsächlich aus Stahl hergestellt. Wenn diese Produkte wiederverwendet werden können, ohne dass neuer Stahl benötigt wird, führt dies zu einer deutlich geringeren Klimabelastung. Unsere Berechnungen zeigen, dass ein wiederverwendetes Lüftungsgerät im Vergleich zu einem neu hergestellten Gerät um bis zu 75 % geringere Kohlenstoffemissionen verursacht. Bei einem Luftauslass kann die Reduzierung sogar 90 % betragen. Die Zahlen beruhen auf Produkten, deren Leistungsniveau dem von neuen Produkten entspricht.
Technische Anlagen in unserer Branche sind jedoch komplexe Produkte, deren Aufgabe es ist, ein gutes Raumklima in verschiedenen Anwendungsbereichen zu gewährleisten – sie können nicht einfach von einem Gebäude in ein anderes verlegt werden. Hinzu kommt die Herausforderung der Verfügbarkeit. Damit wiederverwendete Produkte für Immobilieneigentümer oder Bauunternehmen attraktiv sind, muss ein großes Angebot vorhanden sein, und die Produkte müssen zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sein. Dies stellt völlig neue Anforderungen im Vergleich zu den traditionellen Verfahren; die Vorschriften und die Logistik müssen angepasst werden.
Neue Geschäftsmodelle und Branchenstandards
Im Herbst 2023 haben wir bei Swegon das RE:3-Konzept eingeführt, um die von uns verursachten Klimaauswirkungen durch verkörperten Kohlenstoff aktiv zu verringern. RE:3 umfasst die Konzepte RE:duce, RE:use und RE:vitalise, wobei die Wiederverwendung von technischen Anlagen unter die Initiative RE:use fällt.
Unser Ziel bei der Wiederverwendung ist es, Prozesse zu schaffen, die es uns ermöglichen, technische Anlagen in zukünftigen Projekten wiederzuverwenden. In diesem Zusammenhang bedeutet Wiederverwendung nicht, dass gebrauchte Produkte in ein anderes Gebäude eingebaut werden, sondern dass die Produkte technisch überholt und aufgearbeitet werden, um ihnen einen neuen Wert zu verleihen. Die Produkte werden daher gereinigt und ihre technischen Komponenten werden je nach Bedarf neu ertüchtigt oder ersetzt, so dass sie die gleichen Standards wie neu hergestellte Produkte erfüllen. Nicht zuletzt haben die wiederverwendeten Produkte ähnliche Gewährleistungen wie neue Produkte, was den wesentlich geringeren Kohlenstoff-Fußabdruck zu einem attraktiven Vorteil für den Kunden macht.
Wenn Sie mehr wissen möchten, besuchen Sie den RE:use Bereich unserer Website und verpassen Sie nicht unsere anderen Blogbeiträge zum Thema Nachhaltigkeit.
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