Der Bausektor ist für mehr als ein Drittel der Treibhausgasemissionen in der EU verantwortlich. Angesichts der Herausforderung, die Emissionslast gemäß den aktuellen Anforderungen zu minimieren, wird es immer wichtiger, zuverlässige Informationen zu den möglichen Umweltauswirkungen eines Produkts durch alle Lebensphasen, von den Rohstoffen bis zur Entsorgung, zu erhalten. Hier kommen die sogenannten EPDs ins Spiel.
Was sind EPDs?
EPD steht für Environmental Product Declaration, auf Deutsch Umweltproduktdeklaration. Es handelt sich um Auswirkungsnachweise, die genau aufzeigen, welche Umweltbelastungen ein Produkt mit allen seinen Komponenten in jeder Phase seines Lebenszyklus verursacht. Die erstellten EPDs müssen zusätzlich von einem akkreditierten unabhängigen Unternehmen überprüft und überwacht werden. Dazu gehören jährliche Prüfungen und die Veröffentlichung auf einer von mehreren offiziellen EPD-Plattformen.
Swegon hat sich zum Ziel gesetzt, sukzessive sein gesamtes Portfolio mit EPDs auszustatten und verfügt bereits über aktuelle EPDs sowohl für Lüftungsgeräte als auch für Kältemaschinen, Raumgeräte und Haushaltsprodukte. Alle EPDs von Swegon werden auf EPD International publiziert und sind durch Bureau Veritas verifiziert.
Wie werden EPDs erstellt?
Der Erstellung von EPDs liegen verschiedene Rahmenwerke, Standards und Anforderungen zugrunde. Ein EPD ist eine so genannte Umwelterklärung vom Typ III, die die Normen ISO 14025 und EN 15804 erfüllt. Eine Umwelterklärung vom Typ III ist im Rahmenwerk eines EPD-Programm-Betreibers erklärt und registriert.
Jede EPD basiert auf einer Lebenszyklusbeurteilung (Lifecycle Assessment, LCA). Sogenannte Produktkategorieregeln (Product Category Rules, PCR) definieren, wie ein LCA durchgeführt werden sollte. Dazu werden Aspekte wie Berechnungsregeln, Systemgrenzen, Funktionseinheit und andere EPD-Inhalte festgeschrieben. Diese PCR können sich zwischen den Betreibern von EPD-Programmen unterscheiden. Um EPDs wirklich vergleichen zu können, müssen sie unter der Verwendung derselben PCR entwickelt werden.
Die Bedeutung der LCA
Swegon hat bereits 2021 die ersten EPDs veröffentlicht und dabei wertvolle Erfahrungen bei den Lebenszyklusbewertungen gesammelt. Unsere LCAs umfassen Materialien, Produktion, Transport und Abriss und zeigen, dass die Wahl des Materials einen großen Einfluss auf die Umweltauswirkungen des Produkts hat. Die Produktion neuer Metalle z. B. ist sehr ressourcenintensiv; Metalle wie Stahlblech und Aluminium haben einen großen Anteil an der gesamten Umweltbelastung im LCA. Wenn man stattdessen Metalle aus sekundären Quellen, ist die Umweltbelastung deutlich geringer. So setzt Swegon bei verschiedenen Produktgruppen XCarb® ein, einen voll recycelten Stahl, der im Herstellungsprozess im Vergleich zu neuem Stahl ca. 70 % CO2-Emissionen einspart und einen 10 % niedrigeren Gesamt-GWP hat. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Umweltauswirkungen des Produkts ist der geografische Standort der Produktion und dabei der Strommix, auf den man in dieser lokalen Produktion zugreift. Strom aus erneuerbaren und fossilfreien Quellen hat keinen wesentlichen Anteil an den Umweltauswirkungen eines Produkts; Strom aus nicht erneuerbaren und fossilen Quellen dagegen schon.
Konsequenzen für die HLK-Branche
EPDs sind also ein wichtiger Baustein, um bei der Produktauswahl den Anteil des verkörperten Kohlenstoffs im Blick zu behalten und eine Gesamtbewertung der Umweltauswirkungen eines Bauprojekts erstellen zu können. Der Bau nachhaltiger Gebäude ist erklärtes Ziel der EU. Immobilieneigentümer, Entwickler, Architekten und Auftragnehmer verwenden EPDs als Leitfaden bei der Entscheidungsfindung für Green-Building-Projekte. Abhängig von der Art der EPDs und der Art der Gebäudezertifizierung ist es möglich, zusätzliche Punkte bei wichtigen Green-Building-Zertifizierungen wie BREEAM, LEED und DGNB zu sammeln. Ab 2027 sind Immobilienbetreiber verpflichtet, das „Lebenszyklus-Treibhauspotential“ für jedes Gebäude als GWP-Wert zu berechnen und über einen Gesamtenergieeffizienz-Ausweis auszuweisen – auch dafür sind EPD notwendig.
Fazit: Auch wenn EPDs für die Zulassung von Bauprodukten noch nicht verpflichtend vorgeschrieben sind, so nimmt ihre Bedeutung aufgrund bereits existierender Vorschriften und der Aussicht auf weitere nationale und EU-weite Vorgaben doch weiter zu.
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