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Wenn die Wände „sprechen“ – wie man Crosstalk vermeidet

Geschrieben von Tony Olsson | 16.10.2025 07:41:01

Schon einmal in einem Büro gesessen und plötzlich die Gespräche im Konferenzraum nebenan mitverfolgen können – trotz geschlossener Türen und scheinbar massiver Wände? Oder umgekehrt: schon einmal eine Besprechung geführt, bei der das belanglose Geplauder aus dem Flur die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden ablenkt?
In der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik (HLK) wird dieses Mithörphänomen Crosstalk genannt. Unser Experte Tony Olsson, Product Manager Acoustics, erklärt das genauer.

 

 

Wie erwähnt, wird das Mithören in Gebäuden als Crosstalk bezeichnet, und es kommt in allen Arten von Gebäuden vor. Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, dass sich der Schall in der Regel nicht direkt durch die Wand überträgt, sondern über das Lüftungssystem oder über die Aussparungen, die für die Installation von Raumklimalösungen notwendig sind.

Im Fachjargon beschreibt Crosstalk, wie gut ein Gebäude luftübertragenen Schall zwischen zwei Räumen oder zwischen getrennten Bereichen ohne direkte Öffnungen reduziert.

Es dreht sich alles um die Schalldämmung der Wand

Die HLK-Branche verfügt über ein grosses Fachwissen und hervorragende Werkzeuge zur Berechnung von Geräuschen, die von Ventilatoren, Klappen und Luftauslässen verursacht werden. Unterschiedliche Softwareprogramme helfen, Einfügungsverluste in Luftkanälen zu bewerten. In der Regel müssen nur die Pegel dB(A) und dB(C) berücksichtigt werden, was an sich bereits komplex genug sein kann.

Komplizierter wird es, wenn es um Schallübertragung zwischen Räumen geht, da dann die akustische Bewertung der Wand (Rw) und andere gewichtete, normalisierte Werte wie Dn,ew hinzukommen. In diesem Bereich fühlen sich viele Fachleute unsicher und zögern mit klaren Antworten.

Eine Wand hat im Labor häufig einen ordentlichen Rw-Wert, aber am Installationsort kann plötzlich eine Tür oder ein Luftauslass mit Kanalanschluss eine „Öffnung“ zum Nachbarraum schaffen. Das verändert die Bedingungen vollständig. In der Praxis wird der laborgeprüfte Wert Rw daher durch den tatsächlichen R’w ersetzt, der in die Berechnungen aufgenommen werden muss, um sicherzustellen, dass die Anforderungen eingehalten werden.

Eine kurze Anmerkung zu Rw

Rw wird in Dezibel (dB) angegeben und ist ein gewichteter Wert, der die Schalldämmung über mehrere Frequenzen (100–3150 Hz) zusammenfasst. Je höher der Rw-Wert, desto besser die Schalldämmung gegen Luftschall.
Ein Beispiel: Eine leichte Innenwand hat einen Rw von etwa 30 – Gespräche zwischen den Räumen sind hörbar. Eine massive Betonwand hingegen kann einen Rw-Wert von 55 erreichen und bietet eine hervorragende akustische Leistung, sodass Gespräche vertraulich bleiben. Unter Laborbedingungen wird Rw nach definierten Normen bestimmt. Für Installationen vor Ort wird hingegen der R’w verwendet – der reale Wert, der aufgrund von Leckagen und Öffnungen meist einige Dezibel niedriger ausfällt.

Häufige Schwierigkeiten

Trotz des vorhandenen Wissens treten in Gebäuden immer wieder Probleme mit Crosstalk auf. Der Grund liegt darin, dass es mehrere Faktoren gibt, die das Endergebnis beeinflussen:

  • Die Annahme, dass eine massive Wand jedes Crosstalk-Problem löst.
  • Die Unterschätzung, dass Lüftungskanäle zu regelrechten „Lautsprechern“ zwischen Räumen werden können.
  • Das Übersehen der negativen Auswirkungen scheinbar einfacher Komponenten wie Luftauslässe oder kurzer Kanalverbindungen.
  • Das Ignorieren von Luftströmung, Druckverlusten und Druckunterschieden, die den Schall massgeblich beeinflussen.

Ein Teil des Problems liegt auf der Hand: Gespräche sollen natürlich nicht außerhalb des Raums hörbar sein, doch die von Crosstalk betroffenen Personen sind nicht interessiert – sie fühlen sich gestört und in ihrer Konzentration und Produktivität beeinträchtigt.
Ein angenehmes akustisches Umfeld ist besonders wichtig in Räumen, die dem Schlaf oder der Erholung dienen, wie etwa Ruheräume in Schulen.
Andererseits gibt es Räume, die gerade für Schallproduktion gedacht sind – hier ist es entscheidend, den äußeren Lärm fernzuhalten, wie etwa in Musik- oder Podcaststudios.

Wie lässt sich das vermeiden – und von Anfang an richtig machen?

Die gute Nachricht: Heute stehen Software-Tools zur Verfügung, die bei der Berechnung von Crosstalk helfen.
Durch die Eingabe von Wanddetails, Rw-Werten und Komponenten des Lüftungssystems kann simuliert werden, wie sich diese Faktoren auf den Gesamtwert Rw der Wand auswirken – und ob die Schalldämmung ausreicht, um den Anforderungen des jeweiligen Raums oder Bereichs gerecht zu werden.

Die neuen Softwarefunktionen ermöglichen zudem den Vergleich verschiedener Lösungen, um eine optimale Konfiguration zu finden, die die Projektanforderungen erfüllt:

  • Ist das Überströmungsgitter ausreichend?
  • Wäre es besser, separate Kanäle zu verlegen?
  • Besteht Bedarf an Schalldämpfern?
  • Sollte ein besser isolierter Luftauslass gewählt werden?

All dies verbessert das Endergebnis erheblich, steigert die Zufriedenheit der Nutzer und senkt langfristig die Kosten, da weniger Anpassungen oder Nachrüstungen erforderlich sind.

Fazit:
Wer von Anfang an richtig plant, schafft Gebäude, die nicht nur den Anforderungen entsprechen, sondern Räume, in denen die Wände nicht mehr „sprechen“.
Erfahren Sie mehr in unserer Acoustic Design Software.